Im Mai 1920 beschlossen die Sportkameraden Spießl und Weingast in Landshut einen zweiten Athletikclub mit den, seinerzeit populären Sportarten, “Gewichtheben und Ringen” zu gründen.
Nachdem die ersten Schwierigkeiten überwunden waren, ging es mit dem Verein schnell aufwärts. Bereits nach kurzer Zeit zählte der neue Athletenclub 90 Mitglieder und das erste Trainingslokal im “Thalerbräu” wurde zu klein. Größere Räume fand man im damaligen “Schwarzen Hahn”. Leider war der junge Verein damals noch nicht in der Lage an größeren Wettkämpfen teilzunehmen, es bedurfte vielmehr harter Arbeit, um aus den ursprünglich vielen Sportkameraden gute Gewichtheber zu machen. Die Mühen lohnten sich jedoch und die ersten Erfolge im Gewichtheben in den zur damaligen Zeit üblichen Fünfkampfdisziplinen ließen nicht lange auf sich warten.
Die eigentliche Hochburg der Gewichtheber lag jedoch in München. Um auch in der “Provinz” auf die hervorragenden Talente aufmerksam zu machen, startete der Athletenclub Landshut 1925 große Werbeveranstaltungen in Ergoldsbach, Rottenburg und Vilsbiburg. Der weitere Ausbau des Vereins ging danach zügig vonstatten, ohne dass jemand an mögliche Rückschläge dachte. Mit nicht enden wollendem Pioniergeist formierte sich jetzt auch eine Boxabteilung. Alle verfügbaren finanziellen Mittel des Vereins wurden in deren Aufbau und die Propagierung der ersten Landshuter Boxkämpfe investiert. Als jedoch die Boxkämpfe anlaufen sollten, untersagte der damalige Rechtsrat Costa den Start.
Die Regierung von Niederbayern bestätigte kurz darauf das Verbot der Stadt gegen die Abhaltung öffentlicher Boxveranstaltungen. Mit einem Schlag stand der ganze Verein vor dem Nichts. Der Vorsitzende Josef Spießl legte in Folge aus Protest sein Amt nieder. Die Boxer traten aus dem Athletenclub aus, um sich der Turngemeinde anzuschließen. Mit dem Club ging es daraufhin sichtlich bergab. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland tat ihr übriges. Die Arbeitslosigkeit der Jahre 1926 und 1927 lähmte das Sportinteresse im allgemeinen und als schließlich auch noch Geschäftsführer Weingast den Verein verlassen musste, löste sich der kleine Restbestand an Mitgliedern auf.
Jedoch: Die Idee lebte weiter !
Schon zwei Jahre später, 1929, scharten sich wieder einige Landshuter Heber um ihren alten Sportkameraden Josef Spießl, um erneut einen Athletenclub zu gründen. Der neue Start wäre, finanziell vor dem Nichts stehend, unmöglich gewesen. Es bot sich an, sich der “Freien Landshuter Turnerschaft” anzuschließen, um mit ihr 1933 das gleiche Schicksal zu erleiden: Von den neuen Machthabern verboten zu werden. Jetzt war jedoch an ein Aufgeben nicht mehr zu denken.
Am 16. Juni 1934 stellte sich die Gewichtheberabteilung mit Leitung von Sportkamerad Eras Staudt unter neuem Namen, dem Kraftsportklub Landshut, bei einem großen Werbeabend im Bernlochnersaal den Landshutern vor, um das Gewichtheben wieder zu fördern. Neben der Landshuter Mannschaft startete der zweifache Olympiasieger Josef Straßberger vom Turn- und Sportverein 1860 München, der 1928 in Amsterdam die Goldmedaille erworben hatte und auch1932 in Los Angeles Olympiasieger geworden war, mit seiner Mannschaft. 1934 trat Rudi Beckenbauer dem Kraftsportverein bei. Ein Jahr später konnte Staudt die beiden Olympiakandidaten Ismeyer und Manger nach Landshut verpflichten.
Nach 1936 jedoch wurde es still um den Verein. Als der Krieg ausbrach, mussten die jungen Sportler zur Wehrmacht. Trotz aller Schwierigkeiten bildete sich wieder eine Mannschaft, die im Gasthaus “Kochwirt” trainierten. Dann aber bereitete der fortschreitende Krieg jeder Vereinstätigkeit ein jähes Ende. Fast alle Mitglieder standen an den Fronten und als der Krieg zu Ende war, hatte der Kraftsportverein Landshut seine besten Leute verloren, unter vielen anderen kehrte keiner der drei Söhne von Herbergsvater Bauer heim.
Erst im Februar 1946 konnte – wieder im Zusammenschluss mit der “Freien Turnerschaft” – mit dem Neuaufbau begonnen werden. Es war Josef Spießl bei dem sich alte Athleten mit neuen Sportkameraden zusammenfanden. Bereits 1948/49 sah die Dreihelmenstadt mehrere Vergleichs- und Schaukämpfe der Landshuter Heber. 1950 wurde zum Jahr der großen Meisterschaft, als in Landshut die südbayerischen Meisterschaften im Gewichtheben ausgetragen wurden. In den folgenden Jahren fanden viele Freundschaftskämpfe mit namhaften Vereinen statt, wobei Landshut immer mit einem starken Aufgebot vertreten war. Damals waren auch die Ringer sehr aktiv und brachten schöne Erfolge nach Landshut.
Der 20.März 1954 wurde zu einem besonderen Tag in der Geschichte der Landshuter Gewichtheber. Auf Antrag mehrerer Mitglieder trennte sich die Gewichtheberabteilung vom Sportclub Bavaria und machte sich unter dem Namen “Stemmclub Bavaria 20” (STC Bavaria 20) Landshut selbstständig. Als erster Vorstand wurde der Kaufmann Hans Held gewonnen. Der wieder unabhängig gewordene Verein entfaltete rasch eine starke sportliche Tätigkeit. Die beiden aktiven Heber Michl Brem und Rudi Beckenbauer nahmen das erste Mal in Meissen an deutschen Meisterschaften teil.
Am 3. November 1956 konnte der STC Bavaria 20 Landshut sein neues Vereinsheim in der Litschengasse einweihen, das er durch großzügiges Entgegenkommen der Reichardtbrauerei gefunden hatte. In sportlicher Kameradschaft, die weder Mühe noch Arbeit scheute, wurde der Raum bald zu einem gemütlichen Trainingslokal ausgebaut. 1957 kam es zum ersten Auslandsstart des Landshuter Stemmclubs. Zum Jahresende ernannte der Stemmclub Bavaria 20 Stadt- und Bezirksrat, Andreas Schlittmeier, seiner Verdienste um den Landshuter Hebersport wegen zum Ehrenmitglied.
Im Jahre 1959 wurde Josef Spießl zum Ehrenvorsitzenden des Stemmclubs ernannt. Höhepunkt des Jahres 1960 war die Feier des 40jährigen Gründungsjubiläums mit zahlreichen Ehrengästen, darunter Staatssekretär Dr. Lippert, 2. Bürgermeister Dr. Schlittmeier, 3. Bürgermeister Hans Weitl, die Stadträte Auhuber und Hofmeier. Die gesamte “alte Garde” der Landshuter Schwerathletik hatte sich versammelt. Josef Zimmermann, der ehemalige Europameister von Apollo München, überbrachte die Grüße des bayerischen Schwerathletikverbandes. Noch heute lebt im Verein die Erinnerung an jene glanzvolle Feier fort, um deren Ausrichtung sich vor allem der damalige 1.Vorstand Josef Reitgaßl große Verdienste erwarb.
1961 bis 1964 waren die großen Jahre von Werner Hellmuth und Feri Matheis. Mit Manfred Burkhardt (1962) und Robert Rinderer (1964) erschienen neue Kraftsportler, die mit ihren Leistungen bald in die Spitzengruppe vordringen sollten. Burkhardt brachte aus München das neuartige amerikanische Bodybuilding, d. h. Körperaufbautraining, mit und führte dies beim Verein erfolgreich ein. In all diesen Jahren lenkte Josef Reitgaßl mit Umsicht und Hingabe den Verein als 1. Vorstand. Dennoch sollte 1965 zu einem schweren Krisenjahr in der Vereinsgeschichte werden. Bei der Generalversammlung war es zu starken Spannungen gekommen, die zur Folge hatten, dass sich ein Teil der älteren aktiven Gewichtheber aus dem Verein zurückzog.
Josef Spießl übernahm wieder als 1. Vorsitzender die Führung des Vereins. Die 1. Mannschaft musste nun völlig umgebaut werden. Gleichzeitig verlegte der Verein sein Hauptgewicht mehr auf die Jugendarbeit. So brachte man auch das Krisenjahr 1965 gut hinter sich und bereits 1966 begann sich diese Jugendarbeit bezahlt zu machen. Der Höhepunkt des Jahres 1967 war der im Oktober erfolgte Umzug des Vereins aus seinem Trainingsraum in der Litschengasse in schöne große Räume im ehemaligen Städtischen Krankenhaus in der Ländgasse. In der Geschichte des Vereins begann ein völlig neuer Abschnitt.
Nach jahrelangen Bemühungen der Vorstandschaft, insbesondere des 1.Vorsitzenden Josef Spießl, war es gelungen, für den Verein ein neues Heim zu finden, in dem nun nach einem Jahrzehnt räumlicher Beengtheit endlich genügend Platz für ein umfangreiches Trainingsprogramm zur Verfügung stand. Die Räume, deren Überlassung der Verein der Stadt Landshut und insbesondere Herrn Bürgermeister Dr. Schlittmeier zu verdanken hatte, gaben dem Verein Gelegenheit, endlich mit einem modernen Konzept zu arbeiten. Nun endlich konnten neuartige Übungsgeräte angeschafft werden, um auch das für das Gewichtheben notwendige Muskelaufbautraining zu fördern.
Freilich war mit dem Umzug auch eine Reihe von Arbeiten auf den Verein zugekommen, bei deren Erledigung jedoch alle Mitglieder zusammenhielten. Die Räume wurden teilweise umgebaut, sanitäre Anlagen und ein neues Clubzimmer mussten eingerichtet werden. Die jungen Sportler fühlten sich wie im Paradies. Als dann Weihnachten gefeiert wurde, konnte man es verstehen, dass bei den Anwesenden eine gelöste und zufriedene Stimmung herrschte. In all den Jahren war Josef Spießl der “Vater” des Vereins. Immer war er bemüht seine Leute zusammenzuhalten und überwand viele Schwierigkeiten. 1969 legte er sein Amt als 1. Vorsitzender nieder, war aber bis zu seinem Tod, am 21. Dezember 1973, in jeder Beziehung eine wertvolle Hilfe in allen Vereinsbelangen. Nach Spießls Tod nahmen drei Persönlichkeiten entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Traditionsvereins: Dr. Manfred Burkhardt, Wolfgang Mühlstein und Karl Greiner. Trotz vieler Rückschläge verstanden sie es unbeirrbar das Leistungsprinzip in den Vordergrund zu stellen. Dr. Manfred Burkhardt fungierte zunächst als Trainer im Gewichtheben. Die größten Erfolge feierte er aber im Kraftdreikampf. Viele Athleten führte er an die nationale Spitze einige sogar an die Weltspitze.
Im Jahre 1976 vollbrachte Dr. Manfred Burkhardt eine Pionierleistung. Dieser ist es zu verdanken, dass es den organisierten Kraftdreikampf in Deutschland überhaupt etabliert wurde. Er bewirkte in Pennsylvania/USA als Delegationsleiter des Bayerischen Gewichtheber-Verbandes (BGKV) den Beitritt Bayerns zum Weltverband (IPF), obwohl normalerweise nur Nationen und keine Bundesländer, aufgenommen werden. Mit einer eindrucksvollen Rede vor dem internationalen Kongress gelang Dr. Burkhardt die vorläufige Aufnahme Bayerns als Bundesland; allerdings mit der Maßgabe, dass der nationale Verband der IPF beitreten müsse.
Auf seine Initiative hin wurde also der deutsche Kraftdreikampf international anerkannt, bevor er formell überhaupt im eigenen Bundesverband Fuß gefasst hatte. Keiner glaubte so richtig daran, einer aber ließ sich nicht beirren und erfüllte den “Bavarianern” dem Traum vom eigenen Vereinsheim: Wolfgang Mühlstein.
Am 30.Mai 1986 erfolgte der Spatenstich. Dem persönlichen Einsatz vieler Mitglieder ist es zu verdanken, dass die Einweihungsfeier am 4. April 1987 stattfinden konnte. Dadurch ging endlich die Wanderschaft der Bavaria-Heber zu Ende, die im “Thalerbräu” angefangen hatte und über den “Schwarzen Hahn”, “Kochwirt”, Litschengasse, Altes Krankenhaus; Alter Bahnhof nach Schönbrunn “in die Sandstraße” führte.
Karl Greiner gilt hierbei als der Initiator für die drei wichtigsten Veranstaltungen im Verein. 1975 rief er das zu Ehren des Vereinsgründers alljährlich stattfindende Josef Spießl-Gedächtnisturnier im Gewichtheben ins Leben.
Seit 1990 gibt es das internationale Kreuzheberturnier “Bavaria-Cup” und 1992 entstand der Kraftvielseitigkeits-Wettbewerb “Bavariade”. In seiner sechsjährigen Amtszeit als erster Vorsitzender verzeichnete der Verein mit dem Gewinn von vier deutschen Mannschaftsmeisterschaften im Dreikampf und drei Mannschaftstiteln im Bankdrücken die höchsten sportlichen Erfolge in der Vereinsgeschichte. Zudem initiierte er 1984 die Bundesligen im Kraftdreikampf und wirkte 15 Jahre als Ligenleiter im Bundesverband. Groß ist der Anteil der Aktiven, die dem Stemmclub zu seinem außergewöhnlichen Ansehen verhalfen. Neben den zahlreichen Erfolgen stehen besonders die Erfolge bei den Welt- und Europameisterschaften im Vordergrund.
Im Kraftdreikampf und Bankdrücken gewannen Rebecca Kuttner, Doris Schumacher, Eberhard Schwanke sogar Weltmeistertitel, Medaillen bei EM und WM holten Max Stamm, Thomas Fertl, Klaus Fink, Hermann Blank, Friedrich Seese, Anton Resch, Aribert Forster, Michael Kayser, Florian Sauerer, Alexander Vesic und Klaus Semskij.
Im Gewichtheben war der mehrfache deutsche Meister Werner Kucera der einzige, der als WM-Teilnehmer bei den Aktiven international in Erscheinung trat. Den größten Erfolg schaffte aber Andreas Giesbrecht mit dem Sieg bei der Weltmeisterschaft der Senioren und auch Bernhard Rank holte mehrfach Medaillen bei der EM und WM. Auf welchem Niveau die Leistungsbilanz der Bavarianer einzustufen ist, verdeutlichen am ehesten die zahlreichen Auszeichnungen der Stadt Landshut.
Es gibt in Landshut keinen Verein, der eine derartige Bilanz aufzuweisen vermag. Allein im Bereich der Aktiven wurde bisher von der Stadt Landshut die höchste Auszeichnung – der Silberbecher – an folgende Sportler verliehen: Max Stamm, Klaus Fink, Johann Oberhauser, Karl Hirtreiter, Doris Schumacher, Joachim Mödl, Andrzej Stanaszek, Alexander Vesic, Klaus Semskij, Eberhard Schwanke und Eva-Maria Gall. Außerdem hat der Stemmclub mit Dr. Manfred Burkhardt und Karl Greiner zwei Sportfunktionäre, die für ihr Wirken um den Kraftsport die höchste Auszeichnung der Stadt Landshut erhielten.
Der Stemmclub Bavaria 20 Landshut ging unbeirrt in das nächste Jahrtausend: Talente im Kraftsport hat der Verein genug, die Jungend wird weiterhin hervorragend gefördert und auch die Bereitschaft vieler Mitglieder, das Leistungsprinzip im Sinne des Vereinsgründers weiterzuführen, ist nach wie vor, ungebrochen.